Freitag, 2. März 2007

Zeitungsartikel zur 110 kV-Trasse "Offenbacher Niederwiesen"

Gestern erschien in unserer größten regionalen Zeitung, der Rheinpfalz, noch mal ein umfangreicher Artikel über die Umbaumaßnahme an der 110 kV-Trasse in den Offenbacher Niederwiesen. Wir haben die Sache mit dem Copyright abgeklärt (herzlichen Dank an die Rheinpfalz und an den Fotografen!) und stellen den Artikel hier online:


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Artikel in Textform:

Storchenexperte: Hier werden Maßstäbe gesetzt
OFFENBACH: Dr. Michael Fangrath lobt Pfalzwerke AG für Markierungsinitiative an der Starkstromleitung

„Ob‘s reicht?“ Mit dieser bangen Frage war ein RHEINPFALZ-Einwurf (Ausgabe vom 9. Febuar) überschrieben, als die Pfalzwerke AG für die Stromleitung in den Niederwiesen“ 950 Markierungen zur Warnung von nahenden Störchen ankündigte. Dr. Michael Fangrath, auf Naturschutzseite (Aktion Pfalzstorch und Naturschutzbund) der hauptverantwortliche Biologe, ist überzeugt: „Ja mir reicht‘s!“



Bei der Kollisions- und Stromschlagproblematik handele es sich um zwei grundsätzlich unterschiedliche Themenbereiche. In Sachen Stromschlag an Mittelspannungsmasten gibt es laut Fangrath einen rechtlich verpflichtenden Paragraphen im Bundesnaturschutzgesetz, außerdem einen Katalog von Maßnahmen, der die baulichen Sicherungen bis 2012 regelt. Im Hinblick auf diese Sicherungsmaßnahmen gebe es zwischen Naturschutz und der Pfalzwerke AG durchaus Differenzen.

„Ohne Namen zu nennen, sind mir aber mehrere Energieversorger bekannt, die sehr deutlich die Nichteinhaltung des Bundesnaturschutzgesetzes und des Maßnahmenkatalogs bekannt gegeben haben. Die Pfalzwerke AG gehört nicht dazu!“, unterstreicht der Ornithologe in einer Stellungnahme. Die Pfalzwerke AG habe in dieser Hinsicht beim Umsetzen deutschlandweit den weitesten Fortschritt gemacht. Als Weißstorchexperte, der seine Doktorarbeit über diese Vogelart geschrieben hat, könne er dies mit Fug und Recht behaupten. Mit Blick auf die verbliebenen Differenzen habe sich die Pfalzwerke AG gesprächsbereit gezeigt, ein Umstand, der durchaus keine Selbstverständlichkeit sei, zumal die ökonomische Tragweite der Sicherungsmaßnahmen an den Mittelspannungsmasten in Rheinland-Pfalz um Größenordnungen höher sei als die von den Markierungsarbeiten in Offenbach.

Die Kollisionsproblematik in den Offenbacher Wiesen sei völlig anders gelagert. Hierbei handele es sich um die Kür (Verantwortungsbewusstsein), nicht um das Pflichtprogramm (Bundesnaturschutzgesetz). Es gebe keine rechtliche Verpflichtung für das Unternehmen, überhaupt eine Maßnahme durchzuführen. Der moralischen Verantwortung sei es absolut gerecht geworden. Eigenen Angaben zufolge hat Fangrath in den Jahren 1999 bis 2001, 2005 und 2006 Untersuchungen durchgeführt, die Ursachen der Gefährdung genauer klären, unter anderem mit Videoaufnahmen. Die optimale Lösung für die Kollisionsproblematik wäre eine Vererdung. Diese sei für eine 110.000-Volt-Starkstromleitung auf einer Länge von 1,5 Kilometern aber noch nie veranlasst worden. Sie würde über eine Million Euro kosten und möglicherweise technisch unmöglich sein, erklärt der Experte und verweist auf Aspekte wie Kühlung der Leitung, Schutz der Röhren in den gewässerten Wiesen. Eine Alternative wäre die unerprobte und noch nie gemachte Markierung der Seile selbst. Doch diese hält Fangrath als wohl technisch und finanziell nicht realsierbar. Also biete sich die Lösung durch Markierungen an. Normalerweise würden die Elemente nur an der obersten Ebene (ein Seil) oder an Außenseilen (zwei Seile) befestigt. Aufgrund des besonderen Umstandes der hohen Weißstorchanzahl und der Störungen durch Menschen und Hunde würden in Offenbach alle Seile gesichert. „Ich kenne kein einziges Beispiel in Deutschland oder in Europa, wo eine Hochspannungsleitung so massiv gesichert worden ist. Für die Aktion Pfalzstorch ist dies ein Prestigeprojekt!
Jeder Verband erblasst vor Neid ob dieser Erfolge“, bilanziert Fangrath und lobt das Verantwortungsbewusstsein und die Kooperationsbereitschaft der Pfalzwerke AG. Hier würden Maßstäbe gesetzt, Maßstäbe, an denen konkurrierende Energieversorger kläglich scheiterten. Eine Relativierung dieser Leistung und Aufrechnung mit strittigen Punkten sei deshalb völlig unangemessen. „Ich bin kein Blumenkind, sondern pedantischer Wissenschaftler, der viele der Opfer selbst begraben oder ihnen den Gnadentod geben musste. Für mich wird aber, ungeachtet sachlicher Differenzen zu Sicherungsmaßnahmen nach dem Bundesnaturschutzgesetz, dies ein absolutes Highlight meines beruflichen Schaffens sein und bleiben.“ Die baulichen Maßnahmen seien seinen Vorschlägen entsprungen. Ob die Markierungen bei den Sterbequoten zum Rückgang von 80 Prozent führen, dem sehe niemand mit größerer Spannung entgegen als er. (mik)

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